Nirgendwo gibt es mehr Körperkontakt. Nirgendwo müssen Grenzen so klar gezeigt werden. Ein Präventionsprogramm befasst sich mit sexueller Gewalt im Sport. Von Günter Benning
Nirgendwo fassen sich Menschen häufiger an als im Sport. „Sportler sind unkompliziert mit Körperlichkeit“, sagt Prof. Dr. Nils Neuber, „aber man muss dafür sensibilisieren, dass es Menschen gibt, die das nicht mögen.“
Mit diesem heiklen Thema befassten sich am Freitag Vertreter von Sportvereinen und Beratungsstellen bei einer Regionalkonferenz am Horstmarer Landweg. Larissa Ewerling und Sarah Quade stellten ihr Projekt „Gemeinsam.Achtsam.Wirksam.“ vor, mit dem sie auf den Kinder- und Jugendschutz im Sport aufmerksam machen wollten. Quade: „Uns geht es um Prävention.“
Das Programm wird von der Deutschen Sportjugend gefördert und bringt Pädagogen und Sportwissenschaftler der WWU zusammen. Das Interesse von Sportvereinen scheint groß zu sein. Nachdem es in jüngster Zeit auch Berichte über sexuelle Übergriffe im Sport gab, findet Sarah Quade, „sind die Verein sehr sensibilisiert.“
Wie weit das Feld ist, zeigte ein kleiner Dialog, den sich Jens Wortmann aus Coesfeld und Dieter Strohwald vom TuS-Hiltrup lieferten. Ein Trainer ist mit seiner Jungs-Truppe alleine unterwegs. Dürfen alle gemeinsam duschen? Soll der Trainer die Handys kontrollieren? Darf man mit Kindern alleine sein? Lauter Fragen, die für die meisten im Alltag kein Problem darstellen.
Unter dem Gesichtspunkt möglicher sexueller Gewalt spielen sie aber doch eine Rolle. „Bei uns im Verein“, schlussfolgert Strohwald am Ende, „passiert schon nichts.“ Eine trügerische Vorstellung.
Das Präventivprojekt dauert zwei Jahre und bindet Jugendliche in der Vorbereitung ein. Prof. Neuber wundert sich über die große Beteiligung: „Ich hätte gedacht, das ist ein Tabuthema, aber offenbar ist die Bereitschaft groß, sich einzubringen.“
Wichtige Botschaft: Man muss ständig reflektieren. Studenten etwa, die beim Sport Hilfestellung leisten, sollten darüber sprechen, meint Neuber. Kulturelle Unterschiede spielen auch in der Wahrnehmung von Sexualität ein Rolle. Alle Empfindlichkeit darf aber nicht zum Krampf führen. Neuber: „Man darf ruhig ein Kind in den Arm nehmen, um es zu trösten.“
Auch die JSG SÜDCAP ist mit dabei. Präsentieren das Präventivprogramm (v.l.): Larissa Everling, Prof. Dr. Nils Neuber, Sarah Quade und Rainer Bolte. Foto: bn